Vom Baader Meinhof Komplex zum Rattenrennen
Trotz der Müdigkeit nach einer anstrengenden Arbeitswoche habe ich es Freitags abends ins Kino geschafft. "Der Baader Meinhof Komplex" ist eine Zeitreise in einen Abschnitt der jüngeren Geschichte, der mit meiner Kindheit zusammenfällt und an den ich mich eigentlich nicht erinnern kann.
Die Prügel-Perser, Studentenproteste und die Berichterstattung gewisser Medien darüber, der Tod von Benno Ohnesorg, das Attentat auf Rudi Dutschke - alles in Deutschland, Martin Luther King, der Vietnam Krieg und viele weitere Ereignisse in der Welt lassen auch vierzig Jahre später Ärger aufsteigen. Insbesondere dann, wenn man die Ereignisse in einem Film auf einer großen Leinwand und in verdichteter Form zu sehen bekommt.
Was aus politischem Engagement, Ärger und Wut gepaart mit der Ohnmacht des gesprochenen oder geschriebenen Wortes oder der demonstrierten Meinung entstehen kann, zeigt der Rest des Films aus der Perspektive der Täter. Leider zeigt er das stellenweise etwas zu cool, wenn auch angeblich authentisch - "Ficken und schießen sind ein Ding".
Wer sich filmisch dem Thema RAF nähern will, dem seien noch andere Blickwinkel nahe gelegt: den der Hinterbliebenen in "Black Box BRD" und den der Regierenden in "Das Todesspiel". In "Black Box BRD" kommt Waltraud Herrhausen zu Wort, aber auch die Eltern von Wolfgang Grams. "Das Todesspiel" zeigt den deutschen Herbst in Spielszenen und enthält mehrere Interviews, unter anderem mit Helmut Schmidt.
Auch wenn "Der Baader Meinhof Komplex" nicht uneingeschränkt empfehlenswert ist, hat er mich doch zum Nachdenken über mein politisches Engagement gebracht. Zum Nachdenken darüber, ob heute weniger Grund zum Engagement besteht als früher. Zum Nachdenken über das, was von meinem politischen Engagement nach einigen Jahren Rattenrennen übiggeblieben ist.
Ehe man sich versieht, führt man ein Leben, in dem man alles muss, was man denn kann (interessanterweise gehört Engagement, obwohl man es kann, nicht zu den Sachen die man tun muss). Dann braucht es vielleicht etwas Mut und auf jeden Fall einen Anstoß, um sich wenigstens zeitweise vom Rattenrennen zu verabschieden. Ein wenig freie Zeit zum Nachdenken und für das Niederschreiben von Gedanken in einem Text wie diesem.
Die Zeit ist gut investiert. Denn weniger Gründe für Engagement als früher gibt es nicht: laut einer Statistik aus dem Jahr 2006 waren in Westdeutschland 11% und in Ostdeutschland 17% der Bevölkerung arm, nur 23% der Kinder von Nichtakademikern erreichen die Hochschulreife verglichen mit 83% der Akademikerkinder und angesichts der Krise denken Wirtschaftsweise eher an den Bau neuer Straßen als an die Investition in Bildung.
Im selben Land zur selben Zeit wird viel Geld verwendet für Millionenüberweisungen an Bank-rotteure und Milliardenbürgschaften für Banken (noch ohne "-rotteure"). Das ist ein Paradebeispiel für die Umverteilung von unten nach oben, frei nach dem Motto "Gewinne privatisieren und Kosten sozialisieren". Die Gewinne der letzten Jahre sind an die Anteilseigner und in Form von Prämien in die Taschen der Manager geflossen. An den Kosten für das Aufräumen des Scherbenhaufens beteiligt sich nun die Gemeinschaft der Steuerzahler.
Zusammengenommen ist das mehr als genug Material für noch viele Texte in diesem Blog.
Links
http://bmk.film.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Herbst
http://www.sueddeutsche.de/deutschland/special/944/101843/5/
http://www.black-box-brd.de/inhalt.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Todesspiel
http://www.amazon.de/Ausser-Dienst-Bilanz-Helmut-Schmidt/dp/3886808637
http://de.wikipedia.org/wiki/Rat_Race
http://www.musicload.de/single/368675_4/wir-sind-helden/müssen-nur-wollen/item.html
http://www.musicload.de/single/396800_4/placebo/slave-to-the-wage-radio-edit/item.html
Quellen
Spiegel 26 / 23.6.2008 "Bildung gegen Armut" Seiten 76ff
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,589953,00.html
Die Prügel-Perser, Studentenproteste und die Berichterstattung gewisser Medien darüber, der Tod von Benno Ohnesorg, das Attentat auf Rudi Dutschke - alles in Deutschland, Martin Luther King, der Vietnam Krieg und viele weitere Ereignisse in der Welt lassen auch vierzig Jahre später Ärger aufsteigen. Insbesondere dann, wenn man die Ereignisse in einem Film auf einer großen Leinwand und in verdichteter Form zu sehen bekommt.
Was aus politischem Engagement, Ärger und Wut gepaart mit der Ohnmacht des gesprochenen oder geschriebenen Wortes oder der demonstrierten Meinung entstehen kann, zeigt der Rest des Films aus der Perspektive der Täter. Leider zeigt er das stellenweise etwas zu cool, wenn auch angeblich authentisch - "Ficken und schießen sind ein Ding".
Wer sich filmisch dem Thema RAF nähern will, dem seien noch andere Blickwinkel nahe gelegt: den der Hinterbliebenen in "Black Box BRD" und den der Regierenden in "Das Todesspiel". In "Black Box BRD" kommt Waltraud Herrhausen zu Wort, aber auch die Eltern von Wolfgang Grams. "Das Todesspiel" zeigt den deutschen Herbst in Spielszenen und enthält mehrere Interviews, unter anderem mit Helmut Schmidt.
Auch wenn "Der Baader Meinhof Komplex" nicht uneingeschränkt empfehlenswert ist, hat er mich doch zum Nachdenken über mein politisches Engagement gebracht. Zum Nachdenken darüber, ob heute weniger Grund zum Engagement besteht als früher. Zum Nachdenken über das, was von meinem politischen Engagement nach einigen Jahren Rattenrennen übiggeblieben ist.
Ehe man sich versieht, führt man ein Leben, in dem man alles muss, was man denn kann (interessanterweise gehört Engagement, obwohl man es kann, nicht zu den Sachen die man tun muss). Dann braucht es vielleicht etwas Mut und auf jeden Fall einen Anstoß, um sich wenigstens zeitweise vom Rattenrennen zu verabschieden. Ein wenig freie Zeit zum Nachdenken und für das Niederschreiben von Gedanken in einem Text wie diesem.
Die Zeit ist gut investiert. Denn weniger Gründe für Engagement als früher gibt es nicht: laut einer Statistik aus dem Jahr 2006 waren in Westdeutschland 11% und in Ostdeutschland 17% der Bevölkerung arm, nur 23% der Kinder von Nichtakademikern erreichen die Hochschulreife verglichen mit 83% der Akademikerkinder und angesichts der Krise denken Wirtschaftsweise eher an den Bau neuer Straßen als an die Investition in Bildung.
Im selben Land zur selben Zeit wird viel Geld verwendet für Millionenüberweisungen an Bank-rotteure und Milliardenbürgschaften für Banken (noch ohne "-rotteure"). Das ist ein Paradebeispiel für die Umverteilung von unten nach oben, frei nach dem Motto "Gewinne privatisieren und Kosten sozialisieren". Die Gewinne der letzten Jahre sind an die Anteilseigner und in Form von Prämien in die Taschen der Manager geflossen. An den Kosten für das Aufräumen des Scherbenhaufens beteiligt sich nun die Gemeinschaft der Steuerzahler.
Zusammengenommen ist das mehr als genug Material für noch viele Texte in diesem Blog.
Links
http://bmk.film.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Herbst
http://www.sueddeutsche.de/deutschland/special/944/101843/5/
http://www.black-box-brd.de/inhalt.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Todesspiel
http://www.amazon.de/Ausser-Dienst-Bilanz-Helmut-Schmidt/dp/3886808637
http://de.wikipedia.org/wiki/Rat_Race
http://www.musicload.de/single/368675_4/wir-sind-helden/müssen-nur-wollen/item.html
http://www.musicload.de/single/396800_4/placebo/slave-to-the-wage-radio-edit/item.html
Quellen
Spiegel 26 / 23.6.2008 "Bildung gegen Armut" Seiten 76ff
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,589953,00.html