Verhaltenswissenschaftliche Organisationstheorie

Zu den verhaltenswissenschaftlichen Organisationstheorien gehört die Anreiz-Beitrags-Theorie (Barnard, Simon), die Bedürfnishierarchie (Maslow), die Koalitionstheorie (Cyet, March) und das Mülleimer-Modell.

Grundannahmen

• Zur Untersuchung von Organisationen ist es von zentraler Bedeutung, auf das Verhalten der Organisationsmitglieder zu fokussieren.
• Menschen sind auf vielfältige Weisen motiviert; zudem sind sie durch eine begrenzte Rationalität gekennzeichnet. Das bedeutet: nicht alle Handlungsoptionen sind bekannt, das Wissen über einzelne Handlungsoptionen ist begrenzt, die Informationsverarbeitungskapazität ist beschränkt, nicht-rationale Aspekte beeinflussen Entscheidungen (habituelles Verhalten, vereinfachende Problemdefinitionen, selektive Wahrnehmung, Anspruchsanpassungen).
• Ziele und Interessen der Organisationsmitglieder sind heterogen und stehen häufig im Konflikt zu den Organisationszielen.


Zentrale Fragestellung

Wie ist es zu erklären, dass Organisationen unter so widrigen Bedingungen funktionieren und Bestand haben?


Empirische Bestätigung

Die empirische Bestätigung der verhaltenswissenschaftlichen Theorien ist unzureichend. Sie erfolgt(e) in den USA überwiegend durch Fallstudien. Die Auswahl der Beispiele ist also klein und nicht repräsentativ. In der deutschen Betriebswirtschaftslehre gab es in den siebziger Jahren wenige, gross angelegte Projekte.


Beurteilung

• Das Verhalten der Organisationsmitglieder ist wichtig für das Verständnis von Organisationen.
• Der Informationsgehalt der verhaltenswissenschaftlichen Theorien ist gering. Die Theorien lassen viele verschiedene Wirklichkeitsbeschreibungen zu. Daraus resultiert ein erheblicher Interpretationsbedarf.
• Die praktische Umsetzbarkeit ist gering.
• In der Unternehmenspraxis ist man eher an konkreten Handlungsrichtlinien interessiert. Den verhaltenswissenschaftlichen Theorien kommt deshalb keine so grosse Bedeutung zu.